21.11.2022 - 12:11 Uhr

Gerechtes Remis im Spitzenspiel

Türk Kelsterbach – FCM I 2:2 (1:1)
Nach dem spektakulären Hinspiel, das mit einem Marxheimer 6:4-Erfolg endete, traf man sich gute sechs Wochen später im Kelsterbacher Sportpark zum Rückspiel. Es war ebenso intensiv, wenn auch nicht ganz so „wild“ vor den Toren, denn beide Teams hatten ihre Lehren aus dem bedingungslosen offensiven Schlagabtausch von Anfang Oktober gezogen. Insofern vielleicht bezeichnend, dass für die vier Tore diesmal drei Elfmeter und eine Standardsituation benötigt wurden.
Wir hatten einen guten Start ins Match, denn bereits in der 2. Minute setzte Muhamet Aliaj einen Kopfball nach einer guten Flanke von Mohamed Boyardan nur knapp vorbei. Wir hatten in der Folge mehr vom Spiel, aber beide Mannschaften neutralisierten sich weitgehend im Mittelfeld. Nachdem Kai Senftleben eine Sekunde mit dem Eingreifen zögerte, stand Cahit Tekin plötzlich vor FCM-Keeper Straube und der konnte sich am Fünfmeterraum nur noch mit einem Foul behelfen. Den berechtigten Elfmeter setzte Vitalii Fedotov ins rechte untere Eck (1:0, 16.). Und erneut gab es eine längere Zeit keine klaren Torchancen zu verzeichnen. Am ehesten sorgte ein Kopfball von Tekin für Gefahr, der eine Flanke von Ferhat Celik aber doch recht deutlich über den Kasten platzierte (34.). Kurz darauf setzten Dominik Friedrich und Mohamed Boyardan den linken Außenverteidiger Oguzhan Karabulut energisch unter Druck, der etwas die Übersicht verlor und Boyardan sicht- und hörbar im Strafraum zu Fall brachte. Denn fälligen Strafstoß verwandelte Aliaj souverän zum 1:1-Ausgleich (41.). Vielleicht ein wenig im Überschwang der Gefühle folgte die einzige kurze Phase im Spiel, in der wir die Defensive ein wenig vernachlässigten. Und so kam erneut Tekin nach einem Missverständnis in unserer Innenverteidigung frei zum Abschluss, aber Straube reagierte bei dessen Heber famos (44.). Und in der Nachspielzeit war es Celik, der einen starken Konter der Kelsterbacher nur ans Außennetz setzte (45.+1). Mit diesem Remis zur Pause konnten wir gut leben. Wir hatten zwar mehr Spielanteile, gewannen auch die Mehrzahl der Zweikämpfe, hatten jedoch auch ein wenig Spielglück, dass die beiden letzten Kelsterbacher Möglichkeiten kurz vor der Halbzeit nicht den Weg in unser Gehäuse fanden.
In den zweiten Durchgang starteten wir mit der größten Chance des Spiels (mal abgesehen von den Elfmetern). Friedrich spielte Eseyas Bariagaber mit einer überragenden Ballverlängerung per Brust frei und „Easy“ zog seinen Abschluss um wenige Milimeter am rechten Pfosten vorbei (48.). Wir bekamen das Spiel nun besser unter Kontrolle. Die enorm starke Kelsterbacher Offensivabteilung um Tekin, Celik und den spielfreudigen Enes Karakus fanden bis in die Schlussminuten keine Wege mehr in unseren Strafraum. Einziges Manko: Auch die Marxheimer konnten trotz großen Aufwands und dominanten Auftretens keine klaren Abschlüsse verzeichnen. In den letzten 20 Minuten waren es dann die „Kartenspiele“ von Schiedsrichter Rachid El Mahyaoui, die dem Match den Stempel aufdrückten. In der 73. Minute stellte er Karabulut für 10 Minuten vom Feld, was auch folgerichtig war, denn Karabulut bewarb sich – im Grunde als einziger Spieler auf dem Feld – schon längere Zeit für eine zweite persönliche Bestrafung. Drei Minuten später folgte „glatt Rot“ für Jelle Bok, was für große Verwunderung auf und neben dem Platz sorgte (übrigens auch bei den Kelsterbacher Verantwortlichen). El Mayaoui erkannte offensichtlich bei Boks Aufstehen, nachdem er selbst gefoult wurde, ein „Bein hochziehen“, „versuchtes Nachtreten“ oder was auch immer. Eine definitiv viel zu harte Entscheidung! Den Freistoß gab er jedoch zurecht für den FCM und der führte zum Führungstreffer! Senftleben brachte den Ball in den Strafraum, Boyardan verlängerte – mit dem Rücken zum Tor stehend – per Kopf in Richtung langer Pfosten und der eingewechselte Gianfranco Giliberto drückte die Kugel aus zwei Metern ein (1:2, 79.). In der 84. Minute folgte der dritte Elfmeter im Spiel, als El Mayaoui nach einem Zweikampf zwischen Boyardan und Tekin auf Foul entschied. Diesmal sicherlich keine Fehl-, sondern eher eine Kann-Entscheidung. Völlig überzogen war aber auch hier die gelbe Karte für Boyardan, denn die war in dieser Situation überhaupt nicht angebracht – und sollte kurz darauf eine Rolle spielen. Zunächst verwandelte Tekin jedoch den Elfmeter ein wenig glücklich, denn Straube war noch mit der Hand am Ball (2:2, 84.). Drei Minuten später grätschte Boyardan den Ball an der linken Seitenlinie ins Aus, zwar sehr resolut, aber den Regeln entsprechend. Der Schiedsrichter entschied auf Foul (vielleicht noch akzeptabel) und erneut gelb (erneut überzogen) und so ging man – nach zwei unberechtigten Hinausstellungen – mit einer doppelten Unterzahl in die letzten Minuten. Allerdings ließen wir keine brenzlige Situation mehr zu und es blieb beim 2:2-Unentschieden.
Um keinen falschen Zungenschlag entstehen zu lassen: Der Schiedsrichter leitete dieses intensive Spiel über weite Strecken gut! Durch das eklatant verschiedene Maß bei den persönlichen Strafen in der Schlussphase hat jedoch nicht viel gefehlt und das Match wäre dadurch entschieden worden. Und das hätten dieses Spiel auf Augenhöhe und beide Mannschaften nicht verdient gehabt!
In der Analyse ist es ein gerechtes Remis! Die Kelsterbacher hatten im ersten Durchgang ein Chancenplus. Durch den starken Auftritt in der zweiten Halbzeit wäre vielleicht auch ein Marxheimer Sieg nicht gänzlich unverdient gewesen, jedoch musste man dann doch in der Schlussphase mit 9 gegen 11 nochmal um den einen Punkt kämpfen! An dieser Stelle heute mal ein Sonderlob an unsere Dreierkette mit Marco Giliberto, Kai Senftleben und Maxi Musolf. Sie hatten gegen eine gegnerische Top-Offensive zeitweise Schwerstarbeit zu verrichten und verteidigten im Verbund mit der Mannschaft hochkonzentriert und ließen insbesondere in der zweiten Halbzeit so gut wie nichts zu!
Insofern eine gute Mannschaftsleistung und zufriedenstellendes Ergebnis zum Start in die letzten schweren Wochen vor der Winterpause!
Aufstellung des FCM:
Straube – M. Giliberto, Senftleben, Musolf – Bakay, Bariagaber, Friedrich, Ehlers, Bok – Aliaj, Boyardan
Eingewechselt: Meyer (61.), G. Giliberto (68.), Alihajdari (83.)
Tore: 1:0 Fedotov (FE, 16.), 1:1 Aliaj (FE, 41.), 1:2 G. Giliberto (79.), 2:2 Tekin (FE, 84.)